Wer sich schon einmal im Camping-Bereich für Geschirr interessiert hat, dem wird aufgefallen sein, dass das Geschirr sehr oft aus dem Melamin-Kunststoff hergestellt ist.
Melamin-Geschirr gibt es in vielerlei Farben und Designs. Mal schick, mal modern, mal altbacken, aber immer sehr leicht – ideal um beim Campen Gewicht zu sparen.
Auch beim Geschirr für Kleinkinder findet es Verwendung, gerne bedruckt mit Fernseh-Helden und im Wochenangebot von Supermärkten. Es ist recht günstig und zerkrackt in zwei Hälften, wenn es herunterfällt – statt in viele Scherben.
Selbst in Bambus-Geschirr, welches gelegentlich als natürlicherer Ersatz für Kunststoff-Geschirr angeboten wird, befindet sich Melamin.
Laut Wikipedia ist Melamin ein Rohstoff, welcher als Ausgangsbasis für die Herstellung von sogenannten Melaminharzen verwendet wird, welche wiederum als Klebstoff und Leim Verwendung finden oder zu Duroplasten verarbeitet werden.
Des Weiteren wird in Wikipedia beschrieben, wie Melamin Mäusen zugeführt wurde und in welchen Mengen welche Symptome, Krankheiten und der Tod eintrat. Die Weltgesundheitsorganisation hat in der Vergangenheit einen Grenzwert für Melamin in Nahrungsmitteln festgelegt, die IARC (Internationale Agentur für Krebsforschung) hat im Jahr 2017 Melamin als potenziell krebserzeugend eingestuft.
Können sich Menschen unbewusst Melamin zuführen und was sind die Folgen?
Nun, laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung können sich beim Erhitzen von Melaminware auf 100°C signifikante Mengen von Melamin und Formaldehyd lösen (ja, Formaldehyd. Der Stoff, der Verwendung findet in der Herstellung von Harzen, Farbstoffen, bei der Textilveredelung und bei Arzneistoffen. Und der Stoff, in dem die biologischen Präparate eingelegt sind, damit sie lang erhalten bleiben…).
Die Folgen sind für den Menschen Nierenschäden und toxische Auswirkungen auf die Blase (durch Melamin). Formaldehyd führt akut zu Übelkeit und Erbrechen, Tränenfluss, Hustenreiz und reizt Haut und Schleimhaut. Wird es über längere Zeit eingeatmet, kann es Krebserkrankungen im Nasen-Rachen-Raum auslösen. Wird es über den Mund aufgenommen, hat es in Tierversuchen Entzündungen im Magenbereich ausgelöst.
Allerdings: bei Temperaturen unter 70°C besteht diese Gefahr wohl nicht.
Wer also beim Campen (oder wo auch immer) sein kochendes Wasser in eine Melamintasse schüttet um sich einen Tee zuzubereiten, mit dem Melaminkochlöffel in der Pfanne rührt (und ihn in der Pfanne „mitbrät“), seine kochenden Nudeln ins Melaminsieb schüttet oder seinen Morgenkaffee im Bambusbecher mit zur Arbeit bringt, könnte schon die ein oder andere Menge Formaldehyd und Melamin konsumiert haben.
Ganz schön gruselig, finde ich. Für Campinggeschirr, Kaffeebecher, Koch-Utensilien, usw. ist daher meine klare Empfehlung: Edelstahl! Bricht nicht auseinander, ist antibakteriell und leicht zu reinigen. Wer beim Campen auf das Ladegewicht achten muss, findet im Fachhandel (oder im Internet) dünnes, leichtes Edelstahlgeschirr.
Meine Familie und ich sind jedenfalls zufrieden damit. Auch wenn so ein Geschirr eher rustikal als schick daher kommt.